Samstag, 5. März 2016

Hilfe, ich werde Mama! Wie es dazu kommen konnte ...

15. bis 17. Januar 2016: Die Ansage

"Wir müssen dieses Wochenende Sex haben, ich bin fruchtbar." Mit diesen wahnsinnig romantischen und sinnlichen Wörtern Mitte Januar 2016 begann, was nun in meinem Bauch wächst und hoffentlich im Oktober zu einem gesunden "Mini-me" wird.

Wer hätte das gedacht? Ich war ja der Meinung, man müsse lange üben, bis man endlich schwanger wird. Mein Liebster hingegen war sich immer sicher, dass es direkt einschlagen würde, sobald wir versuchen würden aus Spass Ernst zu machen. 

Und, was soll ich sagen? Meine bessere Hälfte hatte recht, wie ich schon zwei Wochen später am 25. Januar 2016, nachdem meine Mens ausblieb, zu ahnen begann. Denn, bis auf zwei Ausnahmen in den letzten 1 1/2 Jahren, habe ich einen derart regelmässigen Zyklus, dass ein Schweizer Uhrwerk neidisch werden könnte. Also vermutlich schwanger. Oder doch nicht? Ich wartete noch ein paar Tage mit dem Schwangerschaftstest, da ich keine Enttäuschung erleben wollte.

29. Januar 2016, 5 Uhr 30: Der Schwangerschaftstest

"Ausgerechnet heute, wo ich mit meinem Morgenurin den Schwangerschaftstest durchzuführen gedenke, wache ich um halb sechs auf, denke ich kurz, als ich schlaftrunken auf den Wecker schiele." Aber dann hält mich nichts mehr im Bett, denn heute muss ich endlich wissen, ob ich Mama werde, oder nicht. Seit 5 Tagen hypere ich nun diesem Tag entgegen. Um 5 Uhr 32 ist es soweit: Nun weiss ich es. Ich bin schwanger! Ich schleiche mit dem Test zurück ins Bett zu meinem Liebsten, der auch schon aufgewacht ist, halte ihn ihm unter die Nase und sage: 

ICH: "Ich bin sowas von schwanger." 
ER:"Zeig her", und dann "Ich werd' Papa."

Dann grinst er mich an wie ein Honigkuchenpferd und ich schaue wohl ähnlich grenzdebil. Er nimmt mich in die Arme und wir kuscheln uns eng aneinander bis wir um halb sieben aufstehen müssen. Dabei unterhalten wir uns darüber, wie es wohl sein wird Eltern zu sein und woran wir nun alles denken müssen. Ausserdem immer wieder: "Du wirst Mama." "Und Du Papa." "Wir kriegen ein Kind. Krass"

Und so kitschig es sich anhört. Diese Stunde, frühmorgens an einem Freitag im Januar entschädigt zur Gänze für den eher planerisch durchdachten Zeugungsakt zwei Wochen zuvor. 

Die nächsten Tage erhalte ich tagsüber immer Mal wieder eine SMS mit dem Inhalt "Ich werde Papa" und sende selber ähnliche an meinen Liebsten.

Bis zur 12. Woche warten?

Ich freue mich und kann die Neuigkeit nicht lange für mich behalten. Meine bessere Hälfte noch viel weniger. Er hat es direkt am ersten Tag jedem erzählt, den er kennt. Seiner Familie, seinen Freunden, seinen Arbeitskollegen. So fühlt es sich auf jeden Fall für mich an. Es freut mich sehr, dass mein Freund sich so freut und nach und nach erzähle ich meiner Familie und meinen besten Freundinnen davon, dass ich schwanger bin. Und ich freue mich wieder, wie sehr sich alle freuen. Jemandem von einer Schwangerschaft zu erzählen, scheint jedem in meiner Umgebung ein seliges Grinsen aufs Gesicht zu zaubern.

Auch, wenn ich manchmal zweifele, ob ich die heiklen ersten zwölf Wochen abwarten soll, ob ich es erzähle oder nicht, entscheide ich mich dann dafür. Denn gerade wenn ich eine Fehlgeburt haben sollte, oder "Quappi" nicht gesund sein sollte, gerade dann brauche ich die Unterstützung meiner Familie und Freunde!

Quappi 8 SSW.

19. Februar 2016 - Das erste Foto

Heute habe ich meinen ersten Frauenarzt-Termin um 8 Uhr morgens. Mein Liebster kommt mit und sieht ein bisschen verloren aus, in dem Wartezimmer, in dem ausser ihm nur Frauen sitzen. Ich werde gewogen, mein Blutdruck wird gemessen, ein Krebsabstrich wird gemacht und dann endlich ist es soweit: Der erste Ultraschall wird durchgeführt. 

In dem Moment, in dem ich sehe, dass in mir eine kleine Kaulquappe wächst, wird mir ganz heiss, mein Herz klopft gefühlt ebenso schnell, wie das unseres Nachwuchses und ich bin sonderbar ergriffen. Ich kann es kaum glauben. Ich habe einen Untermieter. In mir drin wächst ein Lebewesen heran. Einfach so. In meinem Bauch. Sein Herz schlägt bereits (doppelt so schnell wie das seiner Mutter) und anscheinend zappelt es auch schon unkontrolliert vor sich hin. Wahnsinn! Mein Freund strahlt mich an und drückt meine Hand. Wir werden Eltern! Verrückt.

Dann werden wir noch aufgeklärt, darüber, dass ich in der 8. Schwangerschaftswoche bin und darüber, welche Pränatal-Diagnostik-Tests man wann und wie durchführen kann. In zwei Wochen haben wir den nächsten Termin. Dann wird meine Blutgruppe bestimmt und geschaut, ob meine Blutwerte in Ordnung sind. Ausserdem werde ich - auf eigenen Wunsch - zur Ultraschall-Feindiagnostik bei einem Experten in Zürich angemeldet. Denn, so sehr wir uns freuen und so sehr ich mir ein Kind wünsche, ich persönlich traue es mir nicht zu ein schwerbehindertes Kind grosszuziehen und so kann es auch noch sein, dass wir "Quappi" ziehen lassen müssen. Das hört sich hart an, und ich weiss auch nicht, wie es wäre, wenn wirklich irgendetwas wäre. Da möchte ich lieber gar nicht dran denken und schiebe meine Ängste ganz weit weg.

Die besonderen Freuden des ersten SS-Trimesters: Übelkeit und Erbrechen

Der Vollständigkeit halber berichte ich auch über die weniger schönen Dinge, die mich die ersten SS-Wochen begleitet haben. Etwa seit der 6. SSW ist mir täglich hundeübel und ich umarme die Toilettenschüssel viel öfter, als mir lieb ist. 

Mein Geruchssinn ist wahnsinnig empfindlich geworden: Ich, die 20 Jahre (gerne) geraucht hat, kann keine Zigaretten mehr riechen. Kippen stinken für mich nun so dermassen, dass  ich den Geruch kaum ertrage. Sogar jetzt, beim Gedanken daran wird mir schon ganz flau im Magen. 

Nun ja, etwas Gutes muss die ständige Kotzerei ja haben. Nicht zu vergessen der ballongrosse Blähbauch, der meinen Bauch fast zum Platzen bringt und das  jeweils etwa 20 Minuten nachdem ich etwas gegessen habe. So sehe ich wenigstens schon zeitweise so aus, als ob ich im fünften Monat wäre. Auch schön: das ständige Aufstossen. Ich blubbere stetig vor mich hin wie Kohlensäure in einem Mineralwasserglas. 

Aufgrund dieser netten Begleiterscheinungen ernähre ich mich seit mittlerweile vier Wochen (ich bin heute in der 10 SSW) fast ausschliesslich von "Reis mit Scheiss". Reis mit Rahmspinat, Reis mit Hühnersuppe, Reis mit Spargel und gekochtem Schinken, Reis mit Möhren. In Sachen Frühstück setze ich inzwischen voll auf trockene Silserli (Laugenbrötchen), alles andere verlässt meinen Körper kurz nach dem ich es zu mir genommen habe. Das hört sich nicht gerade toll an? Ist es auch nicht.

Der Heisshunger und seine Folgen

Nachts (und auch manchmal tagsüber) träume ich von Pizza, asiatischen stark gewürzten Gerichten mit viel Gemüse und Fleisch. Sushi, Steak, Burger, Pommes und Wurst-Käse-Salat stehen auch ganz oben auf meiner Liste, die ich abzuarbeiten gedenke, wenn ich alles wieder essen kann. Manchmal (Gott sei Dank bei all den Fast-Food-Gelüsten), giere ich auch nach einem gemischtem Poulet-Kopfsalat mit lecker italienischem Dressing, grünen Smoothies und Schalen voller Erdbeeren.

Leider vertrage ich momentan nichts von alledem, kann aber trotzdem nicht immer standhaft bleiben. Dann verzehre ich doch Mal Nudeln mit Sauce, Kartoffelbrei mit Fleischkäse o.ä. Und spätestens eine Stunde später leide ich wie ein Hund. Dies ist abends besonders mühsam, wenn man schlafen möchte, aber nicht kann, weil man unbedingt aufrecht sitzen muss, damit kein Unglück passiert.

Ein Hoch auf die gesunde Ernährung in der Schwangerschaft! 

Was mich die ständige Übelkeit und die Übergeberei ertragen lässt, ist - neben Quappi - dass ich eine einzige Leckerei gut vertrage und zwar die kleinen abgepackten Engadiner Nusstörtli von der Migros. Die scheint Quappi zu mögen und ich verdrücke jeden Tag mindestens eine davon. Damit mein kleiner Bauchbewohner dennoch genügend Vitamine erhält, nehme ich Gynefam, ein Multivitaminpräparat für Schwangere.

Was man alles aushält

Und hey, wer hätte gedacht, dass ich einmal kurz nach dem morgendlichen Kotzen nahezu unbeeindruckt meinen Lidstrich weiterziehe und mich Bürofertig mache, oder dass ich mich zwei Minuten danach im Büro einfach so wieder an den Schreibtisch setze, als wäre nie etwas geschehen.
Die einzigen bangen Minuten im Büro sind die, an denen ich geräuschvoll die Toilettenschüssel umarme. Denn dort möchte ich es erst nach der 12. SSW bekannt machen, dann wenn ich die ersten Tests und hoffentlich auch die "unangenehmen aber harmlosen Begleiterscheinungen" wie es euphemistisch in sämtlichen Ratgebern heisst, hinter mir gelassen habe.

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